Führungskräften wird in Zeiten der Unsicherheit und des ständigen Wandels viel abverlangt. Diese Zukunftskompetenzen sind unverzichtbar, um Teams heute und in Zukunft erfolgreich zu führen.
Die Arbeitswelt der Zukunft wird so digital, innovativ und divers wie nie zuvor. Heute schon befinden wir uns in einem rasanten Wandel, der Unsicherheit mit sich bringt und Planungen erschwert. Insbesondere Führungskräfte stehen in diesem Kontext vor der Herausforderung, ihr Führungshandeln ständig neu auszurichten und an die aktuellen Gegebenheiten und Bedürfnisse anzupassen. Spätestens seit der Corona-Krise gelten diese Anforderungen als unverzichtbar. Welche Future Skills brauchen Future Leaders also, um ihre Teams und ihr Unternehmen erfolgreich voranzubringen, und wie unterscheiden sie sich von klassischen Führungskompetenzen? Der Beantwortung dieser Fragen wollen wir im zweiten Teil unserer neuen Newsletter-Serie zu Future Skills nachgehen.
Dafür lohnt es, sich mit einem wissenschaftlichen Aufsatz von Dr. Anna-Maria Karl, ehemalige Head of Global Talent Sourcing der Daimler AG und jetzt Director bei Kienbaum, im Buch „Innovative Unternehmensführung“ (2023) zu befassen. Future Skills im Allgemeinen werden maßgeblich von der digitalen Transformation beeinflusst und geprägt, erklärt die Autorin zunächst; sie entwickeln sich dynamisch, haben verschiedene Dimensionen und werden nach den jeweiligen Bedürfnissen der Unternehmen unterschiedlich gewichtet. Überfachliche Kompetenzen gelten heute als bedeutende Treiber der Transformation. Das betont auch Dr. Philipp V. Ramin, CEO der i40 – the future skills company, in seinem Vortrag beim Landshut Leadership Forum 2023: „Wir müssen verstehen, dass wir nur dann ökonomisch und gesellschaftlich erfolgreich sein werden, wenn wir in der Lage sind, uns an den neuen Kontext anzupassen. Das hat sehr viel mit Mindset und Skills zu tun.“
Fünf Kompetenzen, die in Literatur und Praxis immer wieder genannt werden, führt Dr. Karl in ihrem Aufsatz genauer aus: Mit diesem „Kanon der fünf Future Leadership Skills“ will sie eine Leitlinie für die wesentlichen Anforderungen bilden, die an Führungskräfte heute und in der Zukunft gestellt werden. Diese seien als Ergänzung zu fachlichen Anforderungen ebenso wie Themenfeldern wie beispielsweise Compliance und Integrität zu sehen: Diese blieben davon unberührt.
Eine der wichtigsten Aufgaben als Führungskraft ist die Fähigkeit, Probleme zu lösen, und dabei analytisch und strukturiert vorzugehen sowie ausgewogen zu argumentieren. Das gehörte wohl schon immer zu gutem Führungshandeln dazu. Durch die digitale Welt bedarf es hier aber der Fähigkeit, noch stärker vernetzt zu denken und dynamische Strukturen zu verstehen. Problemlösungsfähigkeit meint im Bereich der Future Leadership Skills also die Fähigkeit, mit komplexen Problemen umzugehen, für die es keine vorgefertigte Antwort gibt. Damit sind Probleme gemeint, die von vielen Unsicherheiten und Variablen geprägt sind. Future Leaders brauchen deshalb eine ausgeprägte Urteilsfähigkeit,
durch die sie verfügbare Informationen schnell auffassen. Dieses Urteilsvermögen entsteht unter anderem durch die Reflexion von gesellschaftlichen Herausforderungen und Bewertung von wissenschaftlichen Erkenntnissen.
Die zunehmende Unsicherheit und Unvorhersehbarkeit in der Arbeitswelt führt auch zu einer weiteren bedeutenden und laut der Autorin ungewöhnlichsten Zukunftskompetenz: Der Kreativität. Vor der Pandemie eher im Bereich der reinen Soft Skills verortet, ist diese Kompetenz nun ein unverzichtbarer Bestandteil von Future Leadership Skills geworden. Hier geht es vor allem um ganzheitliches Denken, sowie um das Entwickeln von Ideen und Verbesserungen für Prozesse, sowie eine ausgeprägte Innovations- und Kommunikationsfähigkeit. Dazu gehört auch, etablierte Strukturen ständig zu hinterfragen, ebenso wie der Mut und die Inspiration, neue Wege zu gehen. Wichtige Eigenschaften für Leader sind in diesem Kontext Offenheit und die Bereitschaft zum Zuhören sowie zu bewussten Perspektivwechseln. Die Autorin hebt hier auch das lebenslange Lernen und die Bereitschaft, Neues auszuprobieren, hervor. Das setzt außerdem eine breite Allgemeinbildung voraus. Im weiteren Sinne bedeutet Kreativität zudem ein aktives Diversity-Management und ein Gespür dafür, welche Erwartungen die Mitglieder in gemischten Teams haben.
Auf den ersten Blick nicht neu scheint die Zukunftskompetenz Unternehmerisches Denken. Doch bekommt dies durch die aktuelle Transformation von Unternehmen und die geänderten Anforderungen an Leader eine neue Bedeutung, und wird so zum höchstbewerteten Future Leadership Skill. Von Führungskräften wird Eigeninitiative erwartet, verbunden mit Eigenverantwortung. Sie sollen strategisch arbeiten, Neues anstoßen und Orientierung geben. So weit, so bekannt - neu an diesem Verständnis von Eigenverantwortung ist jedoch, dass Leader heute selbst die neuen digitalen Tools und Technologien verstehen und anwenden können müssen. Die Autorin bezeichnet diese Digitalkompetenz, in der Schlüsselkompetenzen wie Digital Learning, digitale Kollaboration und agiles Arbeiten mit einbegriffen sind, als „Dreh- und Angelpunkt der Zukunftskompetenzen, die lern- und entwickelbar sind.“ Außerdem wünschen sich Unternehmen von Leadern einen ausgeprägten Pragmatismus, eine „Hands-on“-Mentalität, Umsetzungsstärke und die Fähigkeit zur Befähigung anderer, auch Empowerment genannt.
Future Leaders müssen bereit sein, mit dem Ungewissen unserer heutigen Zeit umzugehen. Die Kompetenz, sich anzupassen, ist der Meinung vieler Autoren nach deshalb eine der wichtigsten Future Leadership Skills. Die Forschung hat gezeigt, dass Anpassungsfähigkeit besonders viele Innovationen und positive Energie hervorruft. Diese Kompetenz steht in enger Verbindung zur Offenheit für neue Technologien, ausgeprägter Affinität fürs Lernen und einer generellen positiven Haltung gegenüber Veränderungen: Diese nicht als Bedrohung, sondern als Chance sehen, sich spontan an neue Rahmenbedingungen anpassen und den Wandel proaktiv gestalten wollen. Diese Offenheit zeige sich, so die Autorin, oft bei Führungskräften mit starker interkultureller Prägung, etwa durch Erfahrungen mit verschiedenen Kulturen oder aus anderen Disziplinen, wie sozialen Einrichtungen.
Die letzte der fünf Skills umspannt alle bisher genannten Punkte: Führungskräfte brauchen bei alledem ein gutes Durchhaltevermögen. Zwar schon seit jeher, aber in unserer heutigen Zeit der Schnelllebigkeit und der digitalen Entwicklungen wird diese Fähigkeit stärker und ohne Unterlass verlangt. Auch nach Rückschlägen und in Krisen müssen Leader ihre Teams mit gegenseitigem Vertrauen und Respekt führen und dabei selbst nicht vom Weg abweichen. Sie müssen also nicht nur im physischen Sinne belastbar sein, sondern im Kontext der digitalen Transformation auch Resilienz vorweisen, also psychische Widerstandsfähigkeit. Das setzt eine hohe soziale Kompetenz, ein wertorientiertes Weltbild und eine auf Respekt und Integration basierte Grundhaltung voraus. Die Fähigkeit zu Dialog und Konflikt gehört ebenso zu diesem zeitgemäßen Verständnis von Durchhaltevermögen, wie die Offenheit für Feedback, Empathie, Vertrauenswürdigkeit und die Fähigkeit, dem Team ein Gefühl von Sicherheit, Halt und Wertschätzung zu vermitteln.
Nach all diesen Anforderungen, die Future Leadern abverlangt werden, scheint es, als müssten sie regelrechte Superkräfte haben. Doch alle Future Leadership Skills sind unabhängig von Alter und Geschlecht, betont die Autorin, und wie oben deutlich wurde, viele auch erlernbar. Die Bereitschaft und der Mut, die Herausforderungen der digitalen Transformation anzunehmen, sind auf diesem Weg ein bedeutender Schritt. Es ist also immer ein richtiger Zeitpunkt, sich mit Future Skills auseinanderzusetzen – und auch in unserem nächsten Newsletter werden wir uns deshalb wieder eingehend mit dem Thema beschäftigen.
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Hier gibt es mehr Information zur i40 – the future skills company
